Schwul mehr schwul all der schwul linz
Zur Premiere von Tom auf dem Lande in den Kammerspielen. Ein Gespräch mit Ensemblemitglied Daniel Klausner über Herkunft, Outing und seine Rolle in Tom auf dem Lande.
Schwul, schwuler, am schwulsten in linz: eine satirische betrachtung
Ab Februar zeigt das Landestheater Linz in den Kammerspielen Tom auf dem Lande , ein Psychodrama des kanadischen Autors Michel Marc Bouchard. Du hast daran einen nicht unwesentlichen Anteil. Erzähl uns mal, wie es zu diesem Stoff auf dem Spielplan kam.
Ich hab bei einer Premierenfeier mit unserem Leitenden Schauspieldramaturgen Andreas Erdmann gesprochen, dass ich hier mal ein queeres Stück machen will. Und der hat sofort zugestimmt. Bald kam dann das Angebot, dass Sara Ostertag mit mir so ein Stück machen will und wir haben angefangen zu suchen.
Wir sind beide riesige Fans von der Film-Adaption Sag nicht, wer du bist! Der ist in der schwulen Szene echt ein guter Regisseur, hat tolle Filme gemacht, in denen es um Homosexualität geht. An Tom auf dem Lande gefiel uns beiden unglaublich gut, dass es so viel mit dem Spielzeit-Motto Herkunft zu tun hat.
Das passte irgendwie wie die Faust aufs Auge. Und diese Herkunft ist nicht Toms eigene, sondern die seines Lebensgefährten Guillaume. Tom fährt aufs Land, muss dort seinen verstorbenen Lebensgefährten beerdigen und trifft da auf dessen Familie, die er noch nie gesehen hat, und auf all diese Probleme, die mit Herkunft zu tun haben.
Was wiederum witzig ist, weil es eigentlich meine Biografie ist. Ich behaupte jetzt mal, du hast im Prinzip die Gegenbewegung zu Tom gemacht: in Tirol aufgewachsen und dann zum Studium nach Berlin. Ja, ich kenn das, auf dem Land zu wohnen. Ich komm aus Matrei am Brenner, wir haben tausend Einwohner.
Welche Probleme hat man, welche Ängste hat man? Deswegen fanden wir dieses Stück gut. Ja ja, klar. Der Kampf bis zum Outing, das war schon sehr schlimm. Sich das erste Mal selber einzugestehen, dass es so ist, das war für mich das Hauptproblem, weil ich eher konservative Einstellungen hatte.
Und wenn du dann merkst, dass du auf Männer stehst lacht … Dann denkst du dir: Nee, nee, nee! Ich hatte ja auch meine Pläne. Ich wollte immer Frau, Haus, Hund, Kinder haben. Und dann merkst du: So wie du empfindest, kann das nix werden. Bis ich das verstanden hatte, hat es schon so fünf, sechs Jahre gedauert.
Ich hab genug Freunde in dem Dorf, die mit einem Mann zusammenleben und das ist überhaupt kein Problem. Gewalt kann ja auch verbal ausgeübt werden.