Schwulenbar übernahme zürich

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Jetzt setzt ein neues Buch seinem eindrücklichen Leben ein Denkmal. Gleichgeschlechtlicher Sex war in der Schweiz lange nicht nur ein unerhörtes Tabu. Er war ein Delikt. Mit der Einführung des gesamtschweizerischen Strafgesetzbuches fiel zwar der Tatbestand, gewisse Ungleichheiten, etwa beim Schutzalter, blieben noch lange bestehen.

Schwulenbar übernahme in zürich: was bedeutet das für die szene?

Der Weg bis zur heutigen gesellschaftlichen Toleranz, wie sie sich auch in der Gay Pride zeigt, war zäh. Um ihn zu verstehen, hilft ein Blick zurück auf die ungewöhnliche Biografie von Jakob Rudolf Forster — Er war — nach heutigem Wissensstand — der erste Schweizer, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte und diese Liebe vehement verteidigte.

Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan. Forster nannte sich «Urning», nach der damaligen Selbstbezeichnung homosexueller Männer. Der Begriff geht auf Karl Heinrich Ulrichs — zurück: In Ableitung von der griechischen Götterwelt bezeichnete dieser den «Urning» als «Mann mit weiblicher Seele».

Ulrichs, Privatgelehrter und Rechtsassessor aus Hannover, gilt als der erste offen homosexuell lebende Mann der modernen Geschichte, weil er sich in zahlreichen Broschüren gegen die Verfolgung und für gleiche Rechte der Homosexuellen einsetzte. Forster selbst wächst in armen Verhältnissen in Brunnadern im Neckertal auf, einem Seitental in der Ostschweizer Region Toggenburg.

Er ist ein artiges Kind, lernt aber nur schwer. Seine Zeit verbringt er lieber mit den Mädchen, doch den strammen Turnern mag er gerne zusehen. Mit 13 ist die Schulzeit zu Ende, und er zieht nach St. Gallen, wo sein Vater mit Honig handelt. Eine Buchbinderlehre kann er nicht beenden, weil das Geld fehlt.

Danach arbeitet er für einen Textilkaufmann und übernimmt nach dem frühen Tod des Vaters dessen Geschäft. Bald muss er Konkurs anmelden, und auch ein Neustart gelingt nicht. Am deutschen Bodenseeufer kommt es zu einer alles verändernden Begegnung: Er trifft einen Bahnbeamten, mit dem er nicht nur die Nacht verbringt, sondern der ihm auch eine der Aufklärungsschriften des erwähnten Ulrichs in die Hand drückt.

Sexuelle Erfahrungen mit Männern hat Forster bereits, doch seine «Liebesrichtung» bereitet ihm Sorgen. Er ist aber überzeugt, es müsse sich um eine «Gabe der Natur» handeln. Die Lektüre der Ulrichs-Schrift bestätigt ihn darin, und er reist zum Autor nach Stuttgart. Er wird dort trotz seiner bescheidenen Schulbildung in ein intellektuelles «Kränzchen» aufgenommen, das sich jede Woche trifft, um über urningsche Liebe zu debattieren — nur theoretisch, wie Forster festhält.

Dabei legt sich Forster autodidaktisch eine Ausdrucksweise zu, über die auch die Ärzte staunen, die ihn später begutachten. Gesellschaft und Behörden reagieren mit Repressionen und Klagen auf seine Aufklärertätigkeit. Denn im ausgehenden Jahrhundert wird gleichgeschlechtlicher Sex nicht nur bestraft, sondern auch umfassend geächtet.

Forster wird unterdrückt, gedemütigt, verfolgt, verhaftet, verurteilt, bestraft, abgewiesen, ausgewiesen, eingewiesen, weggesperrt, denunziert und bedroht. Doch gegen jeden Strafbefehl, gegen jede Ausweisung aus einer Stadt oder einem Dorf wehrt er sich. Oft durch alle Instanzen bis zum Bundesrat, so dass der fürs Justizdepartement zuständige Bundesrat Louis Ruchonnet in einem Brief an den St.

Galler Regierungsrat Forster als «sehr anrüchiges, wenn nicht gänzlich irrsinniges Subjekt» tituliert und loswerden will. Ämter und Psychiater wollen Forster nach Südamerika abschieben.